Die Feuerwehr in Kleiningersheim



Die Anfänge der Feuerwehr in Ingersheim – „14 Bürger theils ledig theils verheiratet“

Die Pflichtfeuerwehr
Als Gründungsdatum der Feuerwehr in Kleiningersheim gilt der 14.1.1863. An diesem Tag stellte der Gemeinderat in Kleiningersheim  fest, dass sich „14 Bürger theils ledig theils verheiratet“ freiwillig gemeldet hätten, eine Löschmannschaft zu bilden. Aus diesen Freiwilligen und aus der Bürgerschaft bestimmte der Gemeinderat eine Löschmannschaft von 10 Mann und 5 Ersatzmännern und genehmigte die Beschaffung von 4 Bütten zur Brandbekämpfung.

Diese Pflichtfeuerwehr sollte nun 60 Jahre bestehen, bevor sie in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt wurde. Aus dieser Zeit gibt es noch kein feuerwehreigenes Protokoll, der Chronist ist auf Dokumente der Gemeindeverwaltung angewiesen. Die Ausrüstung muss anfangs noch sehr einfach gewesen sein: Bütten, Schapfen, Eimer. Erst ab 1902 erhielt Kleiningersheim eine zentrale Wasserversorgung, wodurch die Brandbekämpfung einfacher wurde. In diesem Jahr beschloss der Gemeinderat auch die Beschaffung von „2 Hydrantenwagen mit den erforderlichen Ausrüstungsgegenständen“ sowie „16 Gurten 8 cm breit, 6 Seile […], 8 Laternen, […] 16 Armbänder“. (Gemeindratsprotokoll vom 27. Juli 1902 – wo dies für das Verständnis erforderlich ist, sind bei Zitaten Rechtschreibung und Zeichensetzung überarbeitet).

Auch in den folgenden Jahren litt die Feuerwehr unter der Finanznot der Gemeinde. Im Jahr 1924 – dem Jahr nach der Währungsreform – musste der Kommandant beispielsweise eine zuvor eingestellte Entschädigung für Feuerwehrangehörige beim Gemeinderat einfordern. Dieser genehmigte dann eine Übungsentschädigung für „a)
Kommandant je 1 M, b) Stellvertreter je 75 Pf., c) Zugführer und Hornisten je 50 Pf., d) Mannschaften je 25 Pf.“ (Gemeinderatsprotokoll vom 3.4.1924) Im selben Jahr führte der Gemeinderat auch eine Feuerwehrabgabe in Höhe von 20 M (Mark) ein, die Feuerwehrpflichtige zahlen mussten, die aus besonderen Gründen von der Feuerwehrdienstpflicht entbunden werden wollten. Die Ausstattung der Feuerwehr wurde auch weiterhin nur zögerlich ergänzt, wie Auszüge aus Gemeindratsprotokollen zeigen. Auf den Antrag, den Wasserkasten der Feuerspritze mit Blech zu beschlagen, beschloss der Gemeindrat „mit der Ausführung noch einige Zeit zuzuwarten, da diese Spritze nur ganz selten in Anwendung gebracht werden kann.“

Erst ab 1927 erhielt die Feuerwehr schrittweise eine einheitliche Dienstkleidung, die aus Mannschaftsröcken (Dienstjacken) bestand und „aus Rücksicht auf die finanzielle Lage der Gemeinde“ zuerst nur für einen Zug beschafft wurde. Der Beschaffung von Feuerwehrhelmen (von der Gemeinde Pleidelsheim) konnte nur zugestimmt werden, da ein Bürger mit einer Spende von 100 M einen Großteil der Beschaffungskosten übernahm: „Herr Friedrich Nägele, Privatier hier, hat in dankenswerter Weise zur Anschaffung der Helme 100 M zur Verfügung gestellt, so dass es die Gemeinde noch mit 57 M 50 Pf. trifft.“ (Gemeindratsprotokoll vom 25.5.1928)

Die Freiwillige Feuerwehr
Am 1. April 1933 wurde die Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt. Bei der folgenden Hauptversammlung wählten die Mitglieder den bisherigen Leiter der Feuerwehr, Wilhelm Binder, zum Kommandanten und Karl Leibbrandt jun. zu dessen Stellvertreter. Wie in kleinen Gemeinden üblich, hatte die Feuerwehr lange Zeit zwar viele Mitglieder, jedoch nur eine bescheidene Ausrüstung. Diese bestand nun aus einer Handdruckspritze und einigen Hydrantenwagen.

1936 weihte die Gemeinde einen neuen Feuerweiher (Löschwasserteich) ein, der die Löschwasserversorgung deutlich verbesserte. Dieser bestand bis Anfang der fünfziger Jahre, als an derselben Stelle
zusammen mit einem Omnibusschuppen ein Gerätehaus für die Feuerwehr gebaut wurde, welches die Feuerwehr 1951 bezog. Vor dem Gerätehaus, sowie in der Hessigheimer Straße waren unterirdische Löschwasserbehälter eingerichtet worden, da die Wasserversorgung im Ort immer noch sehr bescheiden war. Die Wasserversorgung, vor allem aber der Wasserdruck in Kleiningersheim verbesserten sich erst mit dem Bau des Hochbehälters Weiden im Jahr 1964.

In der Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs änderte sich nach und nach der Übungsplan. Die Protokolle zeigen, dass schon Jahre vor Kriegsbeginn die Bevölkerung auf kriegerische Auseinandersetzungen
vorbereitet wurde. Bei der Feuerwehr wurden z. B. BDM-Mädchen (Bund Deutscher Mädchen = nationalsozialistische Jugendorganisation für Mädchen) für den Feuerwehrdienst ausgebildet. 1936 wurde per Erlass die Freiwillige Feuerwehr der Feuerschutzpolizei zugeordnet und verlor damit ihren Status als Bürger-Feuerwehr. Zu den bisher
üblichen Übungen traten Schauübungen am „Tag der deutschen Polizei“, Luftschutzübungen, Hilfsaktionen für Kriegsteilnehmer, wie das gemeinsame Weinberghacken. Immer mehr Feuerwehrleute wurden zum Kriegsdienst
eingezogen. 1942 wurden Jugendliche zum Feuerwehrdienst herangezogen.

Am 16.12.1944 musste die Feuerwehr zur Brandbekämpfung mit der Handdruckspritze nach Großingersheim ausrücken, um dort die Löscharbeiten nach einem verheerenden Fliegerangriff zu unterstützen. Der Kommandant vermerkt in seinem Rapportbuch lakonisch: „Brandbekämpfung mit Handdruckspritze in Großingersheim nach Fliegerangriff.“ Wie alltäglich die Schrecken des Krieges bereits geworden waren, lässt sich auch im Rapportbuch des Kommandanten nachlesen. Allein 1944 sind dort 55 Fliegeralarme vermerkt.

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

1945 konnten die Feuerwehren in den Beatzungszonen schnell wieder ihre Arbeit aufnehmen. In Kleiningersheim wurde bereits knapp zwei Monate nach Kriegsende die Feuerwehr neu aufgestellt, in zwei Abteilungen aufgeteilt, wobei anfangs noch ältere Männer zum Dienst verpflichtet wurden, da die jüngeren erst in den folgenden Jahren nach und nach aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehren sollten. 1946 trat Wilhelm Binder altershalber als Kommandant zurück, wurde aber nochmals für ein weiteres Jahr verpflichtet, da zuerst kein Nachfolger gefunden werden konnte. In dieser Zeit konnte er noch mit seiner Wehr eine Motorspritze (TS 8) in Betrieb nehmen, die erste motorisierte Tragkraftspritze seit Gründung der Feuerwehr. Fritz Leibbrandt wurde 1947 das Amt des Wehrführers kommissarisch übertragen, 1948 folgte seine Wahl zum Kommandanten. In diesem Jahr  hatte die Feuerwehr eine ungewöhnliche Aufgabe zu erfüllen. Nach der Währungsreform und der Einführung der D-Mark erhielt jeder Bürger ein „Kopfgeld“ ausgezahlt. Das Protokoll vermerkt: „Am 20.6.48 stellte die Feuerwehr zur Kopfgeldauszahlung eine Wache vor dem Rathaus! Der Tag verlief ohne Zwischenfälle.“

1951 konnte die Feuerwehr einen neuen Geräteraum beziehen. Am Ort des früheren Feuerweihers war eine Halle errichtet worden, die zur Hälfte der Feuerwehr als Gerätehaus diente. Die andere Hälfte wurde als Garage für das „Postauto“, den Linienbus, genutzt. Das Protokoll vermerkt: „Heute nun ging der lang ersehnte Wunsch der Wehr in Erfüllung, der Umzug in den neuen Geräteraum. Endlich haben wir einen für unsere
Geräte abgeschlossenen Raum und können unsere Geräte in Ordnung halten.“ 1954 wurde Emil Veigel zuerst kommissarischer, dann gewählter Kommandant. Langsam aber stetig wuchs auch die Ausrüstung der Feuerwehr in Kleiningersheim, 1959 wurde ein Schlauchanhänger angeschafft, mit dem 400 m B-Schlauch verlegt werden konnten. Damit war es leichter möglich, Wasser aus den zwei Löschwasserbehältern im Ort zum Einsatzort zu leiten.

1963, anlässlich des 100-jährigen Jubiläums, erhielt die Wehr einen Tragkraftspritzenanhänger mit neuer TS 8. Damit schien die Wehr für die nächsten Jahrzehnte gerüstet, jedoch wurde der TSA bereits 1969 durch ein LF 8 ersetzt, wodurch die Kleiningersheimer Wehr einen den Nachbarwehren vergleichbaren Ausrüstungsstand erreichte. 1964 wurde Helmut Rörich neuer Kommandant. Er leitete die Kleiningersheimer Wehr bis zum Zusammenschluss 1972.

Einer der ungewöhnlichen Einsätze in dieser Zeit liest sich im Protokoll so: „Am 5.4. sank im Neckar das Motorschiff Berolina. Um ein weiteres Absinken zu vermeiden, wurde die TS 8 eingesetzt und laufend die vorderen Schotten leergepumpt.“ (Protokoll vom 5.4.67).

Am 29.1.1972 trafen sich die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kleiningersheim zu ihrer letzten Generalversammlung. Im Protokoll dieser denkwürdigen Sitzung ist zu lesen: „Der Kdt. zeigt auf, dass hiermit die Geschichte der selbständigen Wehr Kleiningersheim zu Ende geht und äußert den Wunsch, dass in der neuen Wehr – in der neuen Gemeinschaft – alles so funktioniert wie zuvor, und dass die neue Kameradschaft genauso gut sein wird wie die alte.“